Die Relevanz von Führungskräftetraining

von Lars Strempel  - Oktober 29, 2024

Willkommen zu „Leadership Deluxe“! Heute sind wir bei Folge 9 und widmen uns einem zentralen Thema im Management: der Pflicht zur Teilnahme an Führungskräftetrainings. Oft bleibt die Frage offen, was diese Trainings wirklich bringen und ob sie den hohen Ansprüchen und Anforderungen im Führungsalltag gerecht werden.

Bevor ich einsteige, ein großes Dankeschön an zwei Hörerinnen und Hörer für ihr Feedback: Katrin, die meine Fragen zur Veränderung genutzt hat, und einem ehemaligen Kollegen, der meine Inhalte sehr wertschätzt. Eure Rückmeldungen geben mir die Bestätigung, dass mein Podcast in den Alltag der Zuhörer integriert ist und inspirieren mich, neue Inhalte zu schaffen.

Der Weg zur Führungskraft – Kein vorgegebener Pfad

Führung ist kein angeborenes Talent – sie wird durch kontinuierliche Erfahrung und Lernprozesse geformt. Auch ich habe mir das Führungswissen über viele Jahre hinweg aufgebaut: von meiner Zeit als Selbstständiger in einer Werbeagentur, wo ich mit meiner Frau ein Team von bis zu zehn Mitarbeitenden führte, bis zu meiner Tätigkeit in einem größeren Unternehmen. Hier habe ich nicht nur Führungsansätze, sondern auch meine persönlichen Stärken und Schwächen als Führungskraft kennengelernt. Jeder Fehler war wertvoll, um zu lernen und zu wachsen.

Viele Führungskräfte erleben in ihrer Karriere eine Vielzahl von Herausforderungen: Vom Aufbau eines Teams über die Entwicklung von Mitarbeitenden bis hin zur Konfliktlösung innerhalb der Abteilung. Jedes dieser Elemente ist ein Lernprozess und bringt das eigene Führungsverständnis auf das nächste Level.

Theorie oder Praxis? Was ein Führungskräftetraining bringen sollte

In meinem späteren Job als Führungskraft gab es jährlich ein Führungskräftetraining, das jedoch überwiegend theoretisch ausgerichtet war. Diese Art der Fortbildung hat mich oft an den Sinn und Zweck solcher Veranstaltungen zweifeln lassen. Gerade als Führungskraft wünscht man sich praktische Unterstützung, die den individuellen Herausforderungen im Führungsalltag gerecht wird. Theoretische Modelle können zwar eine Basis schaffen, aber ohne reale Anwendung sind sie oft schwer im Alltag umzusetzen.

Umso wichtiger wäre es, dass Trainings sich nicht allein auf Theorien stützen, sondern gezielt praxisnahe Ansätze und Übungen bieten. Wie etwa Rollenspiele und Fallstudien, bei denen Führungskräfte lernen, schwierige Gespräche zu führen oder mit Konflikten im Team umzugehen. Solche Ansätze machen Führung nicht nur verständlicher, sondern vor allem auch umsetzbar.

Die Probleme herkömmlicher Führungskräftetrainings

Viele Trainings laufen als „Pflichtveranstaltung“ ab, bei der die Teilnehmenden wenig aktiv einbezogen werden und stattdessen hauptsächlich belehrt werden. Hier bleiben wichtige Fragen oft unbeantwortet: Welche spezifischen Probleme und Herausforderungen sollen durch das Training adressiert werden? Wie steht es um die Dynamik im Team, die Persönlichkeiten der Mitarbeitenden und die individuellen Zielsetzungen der Führungskräfte? Ein „One-size-fits-all“-Ansatz wird diesen Fragen nicht gerecht.

Viele Führungskräfte empfinden das Training als zusätzliche Belastung, bei der die tatsächliche Arbeit liegen bleibt und die Theorie sich nicht in den Alltag übersetzen lässt. Dies führt zu Frust und einer negativen Einstellung gegenüber derartigen Veranstaltungen – und das völlig zurecht, denn Theorie ohne praktische Anwendung bleibt oft nur Wissen ohne Nutzen.

Erfolgsfaktoren für praxisorientiertes Führungskräftetraining

Ein gelungenes Training sollte die Theorie mit praktischen Übungen verknüpfen, bei denen die Führungskräfte reale Situationen simulieren und ihre Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten verfeinern können. Wie beim Führerschein, bei dem Theorie und Praxis verknüpft sind, so sollten auch Führungskräfte in realitätsnahen Szenarien geschult werden. Schließlich liegt die Verantwortung darin, Konflikte zu lösen und ein produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Zusätzlich können Einzelcoachings, Mentoring-Programme oder strukturierte Feedback-Prozesse helfen, das Gelernte in den Alltag zu übertragen. Indem individuelle Herausforderungen gezielt bearbeitet werden, werden Führungskräfte besser in die Lage versetzt, ihre Rolle authentisch und sicher auszuführen.

Die richtige Herangehensweise an Führungskräftetrainings

Effektive Führungskräftetrainings orientieren sich an den Zielen der jeweiligen Führungskraft und des Teams. Das heißt, sie sollten spezifische Defizite angehen und den Führungskräften Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Abteilungen erfolgreich zu leiten. Letztlich geht es darum, ein Team zu fördern, das eigenständig arbeiten und Verantwortung übernehmen kann.

Ein weiteres wichtiges Element ist die Fokussierung auf zwischenmenschliche Beziehungen und Teamdynamik. Ein gutes Führungskräftetraining gibt nicht nur Anweisungen, sondern lässt Führungskräfte auch die individuellen Persönlichkeiten und Bedürfnisse ihrer Teammitglieder besser verstehen. So können sie Konflikte frühzeitig erkennen und entschärfen und ein Arbeitsumfeld schaffen, das auf Vertrauen und Transparenz basiert.

Pflichtveranstaltung oder wirkliche Unterstützung?

Statt verpflichtender Trainings, die für viele eher Belastung als Bereicherung sind, sollte die Entscheidung zur Teilnahme überlegt und auf den individuellen Bedarf der Führungskraft abgestimmt sein. Oftmals kann ein gutes Coaching hilfreicher sein, da es gezielt Blockaden und Emotionen bearbeitet, die den Alltag beeinflussen.

Gerade bei erfahrenen Führungskräften kann eine individualisierte Unterstützung durch erfahrene Coaches oder Berater wertvoller sein, da sie gezielt an persönlichen Wachstumsfeldern arbeiten können, anstatt in einem allgemeinen Workshop „Einheitslösungen“ zu suchen.

Fazit: Führung braucht mehr als Pflichtveranstaltungen. Gut durchdachte und praxisnahe Trainings oder individuelles Coaching helfen Führungskräften, sich auf die tatsächlichen Herausforderungen vorzubereiten und ihre Rolle authentisch und effektiv zu gestalten. Die richtigen Ansätze und Werkzeuge sind der Schlüssel, um nicht nur das eigene Potenzial, sondern auch das des Teams vollständig zu entfalten.

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