Was Lob mit uns macht

von Lars Strempel  - August 12, 2025

Wann hast du das letzte Mal ein Lob bekommen – und zwar eines, das dich so richtig berührt hat?
Und wann hast du dir selbst zuletzt ein Kompliment gemacht – ganz ohne, dass jemand anderes dir auf die Schulter geklopft hat?

Heute reden wir über Lob: Warum wir es lieben, warum Eigenlob nicht stinkt, warum wir es manchmal gar nicht brauchen – und sogar, wann es uns schaden kann.
Wir schauen auch auf heikle Fragen:

  • Wann ist Lob in einer Gruppe angebracht?
  • Warum muss es manchmal von der richtigen Person kommen?
  • Weshalb können manche Menschen ein ernst gemeintes Lob kaum ertragen?

Damit das klar ist: Willkommen zu Coaching Deluxe, meinem persönlichen Podcast. Das hier ist Folge Nummer 23, und heute spreche ich mit dir über Lob.

Warum ist Lob wichtig?

Wir alle kennen das Thema – Loben im Job, zu Hause, mit Freunden, Familie, Bekannten, Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten.
Warum ist Lob uns eigentlich so wichtig?

Ich selbst habe als Geschäftsführer, Direktor und auch privat immer wieder erlebt: Ich lobe gerne und viel – besonders dann, wenn jemand eine besondere Leistung erbracht hat oder wenn der Person gar nicht bewusst ist, wie sehr ihr Verhalten anderen guttut.

Unser Gehirn ist auf Anerkennung programmiert: Wenn wir gelobt werden, schaltet sich unser Belohnungssystem ein – genauer gesagt der Nucleus accumbens.
Es gibt einen Dopamin-Kick, wir fühlen uns kompetent und zugehörig.

Lob ist für mich eine soziale Währung: Es sagt „Du bist wertvoll“.
In der Psychologie spricht man hier von der Befriedigung der Grundbedürfnisse nach Kompetenz, Verbindung und Selbstwert.
Manchmal ist Lob wie ein kleines Stück Schokolade für die Seele – es macht einfach Freude.

Lob in einer Gruppe – wann angebracht, wann nicht

Lob vor anderen kann doppelt wirken: Es verstärkt nicht nur das Selbstwertgefühl der gelobten Person, sondern zeigt der ganzen Gruppe, welches Verhalten erwünscht ist.

Aber – und hier liegt der Knackpunkt: Lob in der Öffentlichkeit kann auch beschämen. Manche Menschen fühlen sich unwohl oder haben Angst, nun immer abliefern zu müssen.
Als Führungskraft oder im Teamkontext lohnt es sich, genau zu beobachten:

  • Wie nimmt die Person das Lob auf?
  • Wie reagiert die Gruppe?
  • Wird das Lob zum Thema oder wirkt es natürlich?

Gruppenlob ist besonders wertvoll, wenn es authentisch ist, zur Situation passt und nicht wie ein Wettbewerb wirkt.
Dient es nur dazu, einzelne hervorzuheben, während andere leer ausgehen, kann es Neid und Distanz erzeugen.
Das Ziel sollte immer Verbundenheit statt Vergleich sein.

Warum Eigenlob nicht stinkt

„Eigenlob stinkt“ – ein Sprichwort aus Zeiten, in denen Bescheidenheit eine Überlebensstrategie war. Damals konnte es gefährlich sein, sich zu sehr hervorzutun.

Heute wissen wir: Gesundes Eigenlob ist wie Deo für den Selbstwert – es schützt uns vor den Gerüchen von Selbstzweifel.
Psychologisch gesehen ist Selbstlob nichts anderes als positives Selbstgespräch. Es stabilisiert Identität, stärkt Resilienz und gibt uns die Anerkennung, die wir manchmal von außen nicht bekommen.

Und das ist nicht arrogant – das ist Selbstfürsorge.

Sich selbst loben vs. sich selbst wertschätzen

Sich selbst loben heißt: Eine konkrete Leistung oder ein bestimmtes Verhalten anerkennen.
Beispiele:

  • „Ich habe heute gut vorbereitet.“
  • „Ich habe darauf geachtet, niemanden zu verletzen.“
  • „Toll, dass ich mich getraut habe, das zu sagen.“

Sich selbst wertschätzen geht tiefer:
Das bedeutet, den eigenen Wert unabhängig von Leistung anzuerkennen.
Beispiele:

  • „Ich bin wichtig, auch wenn heute nicht alles perfekt war.“
  • „Ich habe mein Bestes gegeben, und das zählt – egal, wie das Ergebnis aussieht.“

Das eine nährt unser Gefühl von Kompetenz, das andere unsere innere Sicherheit. Idealerweise können wir beides.

Warum wir kein Lob brauchen

Es gibt Menschen, die brauchen gar kein Lob – und zwar nicht, weil sie hart oder gefühlskalt sind, sondern weil sie intrinsisch motiviert sind.
Sie tun Dinge aus Freude, Sinn oder Überzeugung – nicht für Applaus.

Das ist oft gesünder, weil man sein Selbstwertgefühl nicht von der Reaktion anderer abhängig macht.
Wer sich nur dann gut fühlt, wenn jemand klatscht, steht auf einer wackeligen Bühne.
Wer sich selbst vertraut, braucht keine Zuschauer.

Warum Lob von der richtigen Person, zur richtigen Zeit kommen muss

Lob ist nicht nur eine Frage des „Was“, sondern auch des „Wer“ und „Wann“.

Ein Lob von jemandem, dessen Meinung uns wichtig ist, wirkt stärker – vor allem, wenn wir diese Person als glaubwürdig oder als Vorbild sehen.
Auch das Timing spielt eine Rolle: Direktes Lob nach einer Leistung verstärkt die Wirkung.
Kommt es Wochen später, kann es immer noch schön sein, wirkt aber emotional oft schwächer.

Die Formel lautet: Glaubwürdigkeit + Timing = Wirkung.

Warum manche Menschen kein ernst gemeintes Lob ertragen

Es klingt paradox, aber manche Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie gelobt werden.
Mögliche Gründe:

  • Geringer Selbstwert – das Lob passt nicht zum eigenen Selbstbild.
  • Misstrauen – man vermutet eine versteckte Absicht oder Manipulation.
  • Kulturelle Prägung – in manchen Familien oder Kulturen gilt es als unbescheiden, Lob anzunehmen.

In solchen Fällen kann Lob wie ein zu grelles Licht wirken: gut gemeint, aber unangenehm.

Wann Loben schädlich sein kann

Lob hat auch eine Schattenseite:
Wenn wir ständig gelobt werden, arbeiten wir vielleicht nur noch fürs Lob – die Psychologie nennt das den Overjustification Effect.
Übermäßiges oder falsches Lob kann Druck erzeugen („Jetzt muss ich diese Leistung immer bringen“).

Studien zeigen: Kinder, die für ihre Intelligenz gelobt werden, vermeiden später eher schwierige Aufgaben.
Wer hingegen für seine Anstrengung gelobt wird, bleibt neugieriger und mutiger.

Falsches Lob ist wie Fast Food – schnell verdaulich, kurzfristig befriedigend, aber langfristig nicht gesund.

Dein „Lob“ Take-away

Was machen wir nun mit dem Lob?

  • Lobe dich selbst – ehrlich und ohne falsche Bescheidenheit.
  • Lerne, dich selbst zu wertschätzen – unabhängig von Leistung.
  • Wenn du andere lobst: bewusst, konkret und echt. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit dem Ziel zu verbinden statt zu vergleichen.

Denn Lob kann Balsam sein – aber nur, wenn es aus einem echten Herzen kommt.

Damit das klar ist. Das ist Folge 23 zum Thema Lob. Schreib mir gerne einen Kommentar wenn du magst. Wie gehst du mit dem Thema um? Fällt es dir schwer oder leicht? Kannst du dich selbst loben?

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